Die deutsche Hinduistische Gemeinde vereinigt alle in Deutschland lebenden Hindus, unabhängig von ihrer jeweiligen hinduistischen Religion bzw. der praktizierten hinduistischen Richtung. Die Hinduistische Gemeinde vertritt mithin alle hinduistischen Hauptrichtungen, unter anderem Vishnuismus, Shivaismus und Shaktismus.
Das verbindende Element der Hinduistischen Gemeinde in Deutschland ist die Betrachtung des Kosmos als geordnetes Ganzes, das vom Dharma, dem Weltgesetz, welches die natürliche und sittliche Ordnung darstellt, beherrscht wird. Dabei bedeutet Dharma Recht, Pflicht, Ordnung und bezieht sich darauf, dass jedes Wesen sich so zu verhalten hat, wie es seinem Platz in der Welt entspricht. Die Kalpa bilden eine andere wichtige Grundlage der Hinduistischen Gemeinde. Dabei ist Kalpa ein Tag Brahmas. Ein Kalpa wird auf vier Yugas verteilt.
Unabhängig von den jeweiligen Traditionen, die allesamt durch die Hinduistische Gemeinde vertreten werden, ist der höchste kosmische Geist Brahman. Brahman ist die unbeschreibbare, unerschöpfliche, allwissende, allmächtige, nichtkörperliche, allgegenwärtige, ursprüngliche, erste, ewige und absolute Kraft. Brahman ist ohne einen Anfang, ohne ein Ende, in allen Dingen enthalten und die Ursache, die Quelle und das Material aller bekannten Schöpfung, rational unfassbar und doch dem gesamten Universum immanent.
Die weltliche und geistige Ordnung entspricht den Schriften der Hindus. Dabei existieren neben den schriftlichen Zeugnissen auch mündlich tradierte Texte. Dazu gehören in erster Linie die vier Veden und die Kommentare. Zu den weiteren heiligen Schriften der Hindus gehören 18 (Haupt-) Puranas und die Manusmriti (Manavadharmashastra).
In Deutschland zählt der Hinduismus über 100.000 Anhänger. Allein in Nordrhein-Westfalen werden über 40.000 gläubige Hindus gezählt, die größtenteils, aber nicht ausschließlich, Tamilen sind. Unser Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in der nordrhein-westfälischen Stadt Hamm ist seit Fertigstellung und Einweihung am 7. Juli 2002 der größte Dravida-Tempel Europas und nach dem im nordindischen Nagara-Stil errichteten Neasden-Tempel in London der zweitgrößte hinduistische Tempel in Europa überhaupt. Das Zentrum der tamilischen Hindus ist im Jahre 1989 in der Lange Str. in Hamm gegründet worden. Er ist der einzige Tempel der Göttin Kamadchi außerhalb Indiens bzw. Südasiens. Der Tempel ist nicht nur der religiöse Mittepunkt der tamilischen Hindus, sondern die zentrale Begegnungsstätte der deutschen Hindus.
Das jährliche Tempelfest, bei dem im Rahmen einer Prozession die Statue der Göttin Kamadchi den Tempel umrundet und zugleich die Stadt und die in ihr lebenden Menschen segnet, besuchen über 25.000 Gläubige und Besucher aus der ganzen Welt. Zur NRW-Hindu-Gemeinde zählen über 5000 Menschen, etwa 60.000 tamilische Hindus leben insgesamt in Deutschland.
Der etwa 1,5 bis 1,7 Millionen Euro teure und allein aus Spenden und Darlehen finanzierte Tempelbau wurde vom Hammer Architekten Heinz-Rainer Eichhorst konzipiert, der sich streng nach der Vorlage und dem Stil des Kamakshi-Tempels im südindischen Kanchipuram richtete. Grundsteinlegung des Bauwerks mit einer Grundfläche von 27 x 27 m (729 m²) fand im März 2000 statt. Für den Bau, insbesondere für die vielen Skulpturen und Verzierungen, wurden mehrere Tempelbauer aus Indien beschäftigt. Von außen prägen das Gebäude rot-weiße Längsstreifen, das eindrucksvolle Portal des Gopuram (Tempelturm) ist 17 m hoch.
Der Tempel ist der Göttin Kamadchi („Sri Kamadchi Ampal“: Sanskrit: kama-akshi; Sri = respektvolle Anrede, Ampal = Göttin, Kamadchi = Ableitung aus dem Sanskritnamen कामाक्षी, Kāmākṣī, Kamakshi), die „die Wünsche von den Augen abliest“ oder die „mit den Augen der Liebe“, gewidmet. Insgesamt schmücken den Bau nicht nur die große Granitstatue der namensgebenden Göttin, sondern auch über 200 weitere Figuren von Gottheiten.Sie sind herzlichst eingeladen jederzeit unseren Tempel zu besichtigen.